28. März 2023

Mit grewe hoch hinaus – Baumpflege in Wentorf

Die Höhe gehört zu seinem Alltag. So wie andere im Büro täglich mit PC und Kugelschreiber arbeiten, so klettert Carsten Schildknecht in die Bäume, egal ob es nun 5, 15 oder 50 Meter sind. Denn gelernt ist gelernt: Der 48-jährige, Vorarbeiter in der Baumpflege bei Grewe in Wentorf bei Hamburg, ist ursprünglich gelernter Dachdecker und war viele Jahre als Meister selbstständig.

Klettergurt, Seil und Karabiner – die Begriffe sind ihm schon lange ein Begriff, denn er hat bereits als Dachdecker die Konkurrenz mit Einsatz von Seilklettertechnik ausschalten können. Er konnte durch das Klettern kleinere Dacharbeiten günstiger anbieten als Mitbewerber, die ein teures Gerüst anbieten bzw. hätten stellen müssen. „So bin ich schon vor meinem jetzigen Job hier in der Baumpflege an das Klettern geraten und habe meine Kletterscheine gemacht“, erzählt er von seiner Vergangenheit.

Aber leider brannte seine kleine Dachdeckerei, die er im rheinischen Viersen betrieben hat, ab und Carsten musste seine Selbstständigkeit aufgeben. Carsten wäre aber nicht Carsten, wenn er nicht aus der Not eine Tugend gemacht hätte. Über die Kletterschule eines Freundes bildete er sich weiter und machte Kletterschein für Kletterschein. Selbst den Industriekletterer hatte er dann in der Tasche.

Als er im Jahr 2011 nach Bremen zog, fing er bei Grewe Bremen an. Dort erkannte man sein Potenzial und ermöglichte ihm die Weiterbildungen zum European Treeworker (ETW) und zum Fachagrarwirt in der Baumpflege bzw. -sanierung. Des Weiteren ist Carsten inzwischen FLL-zertifizierter Baumkontrolleur sowie Ausbilder für Klettertechnik + Motorsäge. Ein Umzug nach Hamburg führte ihn im Jahr 2017 zum Standort in Wentorf.

Hier wird bereits seit über zehn Jahren Baumpflege betrieben, anfangs sporadisch und seit 2018 durchgehend mit einer Kolonne. Als im Januar 2021 ein Auftrag für die pauschalierte Baumpflege der größten Wohnungsbaugesellschaft Deutschlands ins Haus kam wuchs die Abteilung Baumpflege rasant: Beginnend von vier Mitarbeitenden bildeten am Ende des Jahres zwölf Mitarbeitende das Baumpflege-Team.

„Das war auch nötig, denn wir kontrollieren nur für diesen Kunden ziemlich genau 30.000 Bäume – von Buxtehude bis nach Rostock und von Lüneburg bis nach Kiel – auf Sylt stehen auch ein paar.“, schildert Henning Lührs, Geschäftsführer Grewe Hamburg GmbH, die Situation. „Neben der Kontrolle pflegen wir diese große Anzahl Bäume auch, inklusive aller anfallenden Arbeiten wie Untersuchungen, Kronensicherung, Fällung und so weiter.“

Um diese Bäume, plus die von weiteren Rahmenverträgen in der Baumpflege für öffentliche Auftraggeber und Wohnungsbaugesellschaften, übersichtlich abarbeiten zu können und das dann tagesgenau und transparent abbilden zu können, arbeitet grewe komplett digital. Die Software d.b.g. Baumkataster für die Kontrolleure und d.b.g. itreo für die Ausführung auf der Baustelle unterstützen die Mitarbeitenden bei der täglichen Arbeit, die alle mit einem Tablet ausgestattet unterwegs sind. Grewe Hamburg kontrolliert und bearbeitet so einen Grundbestand von etwa 40.000 Bäumen, die auch anteilig in der Pflege betreut werden.

Wie Carsten ermöglicht grewe auch anderen Mitarbeitenden fortlaufend Weiterbildungen, um sie für die tägliche Arbeit zu qualifizieren: MVAS Zertifikate, Seminare über Artenschutz in der Baumpflege wie auch Fortbildungen zum European Treeworker oder zum zertifizierten Baumkontrolleur. Zur Zeit arbeiten vier zertifizierte Baumkontrolleure, zwei European Treeworker (ETW), eine European Tree Technician (ETT) sowie ein Fachagrarwirt Baumpflege in Hamburg.

„Ich käme nicht auf die Idee mich ins Büro zu setzen. Ich bin und bleibe Handwerker.“

Für Carsten als Baumprofi sind eine gesunde Ausbildungsbasis und Ausstattung immens: „Die regelmäßige Kontrolle der Kompetenzen der Mitarbeitenden ist in unserem Job wichtig. Die ausgeführten Arbeiten benötigen Qualität – Bäume sind Lebewesen – und die Sicherheit hoch oben in den Baumkronen ist für uns lebenswichtig.“ Diese Aspekte sowie der Kopf spielen eine große Rolle. „Klettern findet ´hier oben` statt“, sagt Carsten und tippt sich mit dem Finger an den Kopf. Nicht jeder sei geeignet tagtäglich hoch hinauszuklettern. Und auch das Alter spielt eine Rolle. Er selbst überlässt die vielen Bäume inzwischen den Jüngeren. Nur noch ein paar Bäume stehen auf seiner To-Do-Liste pro Woche.

Seine hohe Fachkompetenz ermöglicht es ihm sowohl in der Baustellenplanung zu unterstützen als Schnittstelle zum Bauleiter, als auch bei den ausführenden Arbeiten aktiv zu sein. „Die Mischung machts. Es ist schön, dass grewe mir diese Möglichkeit gibt. Ich käme nicht auf die Idee mich ins Büro zu setzen. Ich bin und bleibe Handwerker.“